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Name: | Dr. jur. Scherer |
Vorname(n): | Joseph Johannes Maria |
geboren am: | 16.12.1903 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 07.02.1945 |
in: | 20 km südl. Neustettin a. d. Dobrinka |
letzte Ruhestätte: | Pomorze / Kujawy, Polen |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Oberleutnant |
Beruf: | Jurist, Kaufmann, Textil-Ing. Schule Reutlingen. Mitinhaber der Leinenweberei Johann Becker, OHG, Raesfeld |
Eltern: | Carl Wendel Scherer und Maria Johanna Agnes geb. Becker. Bruder von Karl. |
Die Franzosen sind im allgemeinen recht freundlich zu uns. Kinder auf der Straße neigen graziös den Kopf und grüßen liebenswürdig: "Monsieur". Ich stelle mir vor, wie es sich ausnehmen würde, wenn die Raesfelder Kinder zu jedem Fremden, der ihnen begegnet, "Mein Herr" sagten. Wir haben auf einem kleinen Bauernhof Quartier genommen und werden von den Bewohner gastlich bewirtet. Ein Ei kostet 5 Pfg., 1 Liter Milch ebenfalls 5 Pfg. Bei strahlendem Sonnenschein liege ich auf der Obstwiese, blicke durch die Fülle weißer Kirschblüten und denke mit Bedauern daran, dass ich in diesem Jahr wohl auf die saftigen heimatlichen Knappkirschen verzichten muss.Unser Hauswirt, der vom 1. Weltkrieg her etwas deutsch spricht, unterhält sich gerne mit uns. Er meint, wir sollten gemeinsam mit den Franzosen gegen die verhassten Engländer kämpfen. Köstlich klingt es, wenigstens für unser Ohr, wenn er nach Ausdrücken sucht und dann z. B. statt "Kater" das Wortgepräge "Vater Katz" hervorbringt.
"Bei glühender Hitze, auf staubigen Straßen, ohne unseren furchtbaren Durst wegen des verseuchten Wassers stillen zu können, marschieren wir wochenlang mit schmutzverkrusteten Gesichtern zum Kriegsschauplatz im Mittelabschnitt. -In der Nähe von Kiew haute auf die Deckung meiner Erdhöhle ein Volltreffer, so dass ich vollkommen verschüttet wurde. Die Luft war mir schon ausgegangen und das Bewusstsein geschwunden, als einige Kameraden den Vorfall bemerkten und mich ausgruben. Leider wurde einer meiner Lebensretter in den nächsten Wochen bei schweren Kämpfen getötet. -Bei Stellungswechsel quartierten wir uns in russische Hütten ein, die von unvorstellbarem Schmutz starrten und von Ungeziefer belebt wurden. In einem einzigen Raum lebten wir mit den Bewohnern gemeinsam, die in ungenierter Selbstverständlichkeit auf den Boden spuckten, wo wir auf unseren Strohsäcken, gequält von lästigen Insekten, schlafen mussten. Die Russen bezogen ihr Nachtlager auf einem großen gemauerten Ofen.
Bei den schweren Kämpfen im Dobrinkawald, nahe Landeck im Pommern, fiel am 7. Februar 1945 der in unserem Bataillon und namentlich in seiner 2. Kompanie hoch verehrte Oberleutnant Dr. Scherer. Er wurde von umherfliegenden Splittern einer russischen Granate am Kopf getroffen und war sofort tot.