Josef Scherer - Gefallene des Zweiten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Joseph Scherer
Name:Dr. jur. Scherer
Vorname(n):Josef Johannes Maria
geboren am:16.12.1903
in:Raesfeld
gestorben:07.02.1945
in:20 km südl. Neustettin a. d. Dobrinka
letzte Ruhestätte:Pomorze / Kujawy, Polen
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Oberleutnant
Beruf:Jurist, Kaufmann,
Textil-Ing. Schule Reutlingen. Mitinhaber der Leinenweberei Johann Becker, OHG, Raesfeld
Eltern:Carl Wendel Scherer und
Maria Johanna Agnes geb. Becker.
Bruder von Karl.

Im November 1939 bekam Dr. jur. Josef Johannes Maria Scherer mit den Kameraden Johann Strothmann und Franz Terhart den Stellungsbefehl. 

Vom Truppenübungsplatz Wildflecken / Rhön aus wurden die Landser 1940 in Frankreich eingesetzt. Fast kampflos folgten sie dem Rückmarsch der Franzosen bis in die Nähe von Paris. Im Juli 1940 war der sogenannte "Blitzkrieg" beendet.

Aus seinen Frankreich-Briefen: 

Die Franzosen sind im allgemeinen recht freundlich zu uns. Kinder auf der Straße neigen graziös den Kopf und grüßen liebenswürdig: "Monsieur". Ich stelle mir vor, wie es sich ausnehmen würde, wenn die Raesfelder Kinder zu jedem Fremden, der ihnen begegnet, "Mein Herr" sagten. Wir haben auf einem kleinen Bauernhof Quartier genommen und werden von den Bewohnern gastlich bewirtet. Ein Ei kostet 5 Pfg., 1 Liter Milch ebenfalls 5 Pfg. Bei strahlendem Sonnenschein liege ich auf der Obstwiese, blicke durch die Fülle weißer Kirschblüten und denke mit Bedauern daran, dass ich in diesem Jahr wohl auf die saftigen heimatlichen Knappkirschen verzichten muss.

Unser Hauswirt, der vom 1. Weltkrieg her etwas deutsch spricht, unterhält sich gerne mit uns. Er meint, wir sollten gemeinsam mit den Franzosen gegen die verhassten Engländer kämpfen. Köstlich klingt es, wenigstens für unser Ohr, wenn er nach Ausdrücken sucht und dann z. B. statt "Kater" das Wortgepräge "Vater Katz" hervorbringt.

Nach mehrmonatigem Heimaturlaub wurden die drei Raesfelder im Februar 1941 wieder eingezogen. Von einer französischen Sammelstelle aus wurden sie im Frühjahr 1941 über Polen nach Russland transportiert.

Aus seinen Russlandbriefen: 

"Bei glühender Hitze, auf staubigen Straßen, ohne unseren furchtbaren Durst wegen des verseuchten Wassers stillen zu können, marschieren wir wochenlang mit schmutzverkrusteten Gesichtern zum Kriegsschauplatz im Mittelabschnitt. -

In der Nähe von Kiew haute auf die Deckung meiner Erdhöhle ein Volltreffer, so dass ich vollkommen verschüttet wurde. Die Luft war mir schon ausgegangen und das Bewusstsein geschwunden, als einige Kameraden den Vorfall bemerkten und mich ausgruben. Leider wurde einer meiner Lebensretter in den nächsten Wochen bei schweren Kämpfen getötet. -

Bei Stellungswechsel quartierten wir uns in russische Hütten ein, die vor unvorstellbarem Schmutz starrten und von Ungeziefer belebt wurden. In einem einzigen Raum lebten wir mit den Bewohnern gemeinsam, die in ungenierter Selbstverständlichkeit auf den Boden spuckten, wo wir auf unseren Strohsäcken, gequält von lästigen Insekten, schlafen mussten. Die Russen bezogen ihr Nachtlager auf einem großen gemauerten Ofen.

Im Dezember 1941 wurde Dr. jur. Josef Johannes Maria Scherer verwundet und wegen einer Beinverletzung und Erfrierungen aus der Front gezogen. Nach seiner Genesung im Frühjahr 1942 kam er wieder, wie er schrieb, in "die Hölle von Russland". Nach Monaten erbitterter Kämpfe in der Kalmückensteppe wurde sein rechter Arm durchschossen. Zudem verlor er wegen einer schweren Detonation sein Gehör und erkrankte an Gelbsucht. Als er aus einem Heimatlazarett entlassen wurde, war er nicht mehr kriegsverwendungsfähig. Er kam nach Dänemark zu einem Ausbildungsbataillon. Im Januar 1945 wurde er wieder zur Front abgestellt, wo er einige Monate vor Kriegsschluss im eigenen Vaterland sein Leben lassen musste.

Bericht eines Kameraden:

Bei den schweren Kämpfen im Dobrinkawald, nahe Landeck in Pommern, fiel am 7. Februar 1945 der in unserem Bataillon und namentlich in seiner 2. Kompanie hoch verehrte Oberleutnant Dr. Scherer. Er wurde von umherfliegenden Splittern einer russischen Granate am Kopf getroffen und war sofort tot.

Weitere 100 Briefe liegen der Familie vor.

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